Vorgeschmack auf die BOB im UYCNf
Als das Burgenland noch zu Ungarn gehörte, kam der historisch jungen Siedlung am Leithaübergang als Grenzort besondere verkehrstechnische Bedeutung zu. Neufeld lag damals am alten Verbindungsweg zwischen dem einstigen Kaiseneich und dem Königreich der Monarchie.
Der burgenländische Ort hat seine Randstellung bis heute behalten, obwohl er nun weit innerhalb Östeneichs Grenzen liegt, aber dennoch scharf an einer Grenze – nämlich jener zu Niederösteneich. Der Platz nahe der alten Verbindungsbrücke über die Leitha, ungefähr dort, wo heute die Raab-Ödenburg Bahn den Fluß überquert, sorgt in unserer Zeit aber kaum mehr für Aufregung.
Die Gründung Neufelds erfolgte erst im 17. Jahrhundert, doch währte das Glück der Selbstständigkeit nicht lange. Die neue Gemeinde mußte im nahenden Türkenjahr 1683 ihre erste schwere Prüfung bestehen. Der rund zwei Kilometer lange und 600 Meter breite See indes, der heute den eigentlichen Reichtum des Ortes ausmacht, existierte zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Er ist ein künstliches Bauwerk, das erst viel später durch Flutung des aufgelassenen Braunkohlebergwerks entstand. Hier schürften die Neufelder seinerzeit nach der minderen Kohle, ehe der Betrieb wegen Unrentabilität geschlossen werden mußte. Glück auf!
Vom Bergwerk zum See
Die Neufelder mußten ihren Lebensunterhalt also vom Kohle schürfen auf andere Erwerbsquellen umstellen, wozu sich der See geradezu ideal anbot. Wer aber meint, daß der alte Braunkohlesee etwa eine still vor sich hin faulende Kloake ist, wird in der Realität vom Gegenteil überzeugt.
Der Neufelder See besitzt eigene Quellen und einen natürlichen Abfluß, wodurch sich das Wasser automatisch reinigt und erneuert. Mit Stolz verweisen die Neufelder auf ihr mikrobiologisches Gutachten vom Juli 1990, bei dem die Grenzwerte der gültigen ÖNORM deutlich unterschritten wurden.
Das Areal des ehemaligen Bergwerks umfaßt heute genaugenommen zwei Seen, nämlich Neufelder See und den wesentlich kleineren Bauernsee, vis a vis von Strandbad und neuem Seerestaurant.
Der Bauernsee hat lediglich lokale Bedeutung als Badesee für Anrainer, während der Neufelder See an heißen Sommertagen von Badewütigen und Wassersportlern aller Gattungen nahezu überquillt.
In dieser intimen Runde wundem sich höchstens ein paar Fremde, daß die Ufer des Sees -mit Ausnahme der großen Wiesen bei Strandbad und Campingplatz – von Badehütten, Wochenendhäusern, Mobilheimen und der sogenannten WeekendSiedlung fest umklammert sind. Die öffentlich zugänglichen Plätze beschränken sich deshalb hauptsächlich auf das südöstliche Ufer, mit seinen zahlreichen touristischen Einrichtungen – Minigolfplatz, Seerestaurant, Wasserrutsche, Bootsverleih, Tauchschule und eine Surfschule am charakteristischen Seespitz. In der kleinen Bucht, die durch diese Halbinsel gebildet wird, befindet sich übrigens auch der einzige Yachtclub am See, der Union Yacht Club Neufelder See.
Segeln, Surfen, Tauchen!
Der Neufelder See hat gegenüber dem benachbarten Neusiedler See einen unschätzbaren Vorteil. Als ehemalige Bergwerksgrube ist er mit 25 Metern geradezu tief.
Tief genug jedenfalls, daß man hier vernünftig mit Kielbooten segeln kann. Wen wundert’s da, daß sich deshalb beim UYC Neufelder See die mächtigste Starbootflotte des österreichischen Ostens befindet. Man trifft die würdevollen Zweimannkielboote hier zwar nicht wie den sprichwörtlichen Sand am Meer, aber in guten Zeiten sollen sich an den Bojen des Clubs schon bis zu acht Exemplare der Traditionsklasse versammelt haben.
Der Yacht Club ist sich seiner örtlichen Sonderstellung natürlich voll und ganz bewußt und trägt als einziger auf dem knapp einen halben Quadratkilometer großen See Regatten aus. Die vernünftigsten Windverhältnisse herrschen – ähnlich wie am Neusiedler See – bei West- oder Südwind vor. Heuer wurden im Frühjahr beispielsweise wieder ein Korsar-Schwerpunkt und Verbandswettfahrten in den Klassen OK-Jolle, Pirat, Laser und Optimist abgehalten. Im Sommer gibt es, wohl aus Rücksichtnahme auf die dann vorherrschende Enge am Wasser. eine großzügige Pause, ehe es im Oktober noch ein geselliges Absegeln gibt.
Text und Fotos: Gottfried Paurnfeind 1992